Es war im Sommer 1984, als ich mittig am Brustkorb eine Beule ertastete.

Ich dachte mir nichts dabei. Ich war jung und mobil. Vielleicht hatte ich mich dort gestoßen und machte mir weiter keine Gedanken.

Es sind ca. 3 Monate vergangen und mir ist in Erinnerung, daß meine Oma, die ich sehr liebte, mich drängte endlich zum Arzt zu gehen. Ok, ich gab nach und schlenderte fröhlich zum Arzt. Ein Röntgenbild ließ die Gesichter der Ärzte ernster erscheinen und ich wunderte mich über verschiedenste Fragen. Wie zum Beispiel, "ob ich was am Herzen habe?" und ähnliches. Ich verstand gar nichts. Jedenfalls mußte ich ins Krankenhaus "Berlin-Buch" und dort wurde mir Gewebe entnommen. Keiner erzählte mir was mir fehlt, bis dann der Befund kam. "Krebs".

 

                       Lymphdrüsenkrebs (Morbus Hodgkin)

 

Auch das empfand ich nicht als das schlimmste, was mir passieren konnte.

Ich hatte ja von nichts eine Ahnung! Diese Naivität schenkte mir Lebensmut.

Meine Mutter machte sich größere Sorgen, was ich kaum bemerkte, mir aber später bewußt war.

 

Na gut, dass war der Anfang von einer langen Behandlung, die auch meine Heilung werden sollte.

Es sollte für mich ein langer und beschwerlicher Weg werden.

Nachdem fest stand was ich hatte, sollte ich in eine renommierte Vorzeige-Klinik der DDR, genannt Rößli-Klinik, behandelt werden. Um aber die statistischen Zahlen, mit der die Klinik damals die positiven Heilungsfälle darstellte, nicht negativ zu beeinflußen, wurde ich in die Charite'- Berlin Mitte überwiesen. Also abgeschoben!

Ich bekam eine Hammer-Bestrahlung, die mir den Rest meiner Kraft nahm. Sie wurde abgesetzt und nach unzähligen Voruntersuchungen, bekam ich die erste Chemo.

Nun verstand ich den Ernst der Lage.

Ich sah andere Patienten ohne Haare übern Flur schleichen und machte mir Sorgen was wohl werden wird. Ich sah leere Betten wegfahren, wo kurz vorher jemand verstorben war.

 

Kurz um, die Chemo vertrug ich nicht. Ich hatte extreme Nebenwirkungen und mein Äußeres veränderte sich auch nicht zum positiven. Also wurde diese umgestellt. Ich beobachtete, dass alle Patientinnen, die eine rote Infusion bekamen, keine Haare mehr hatten. Ich jammerte wegen meiner Haare. 

Mein Arzt braute im Hinterzimmer etwas anderes, - so dachte ich -, was meine Haare zwar dünner werden ließ, aber ich sie nicht komplett verlor. Das war damals meine größte Sorge.

 

Solange es ging, bin ich noch tanzen gegangen und habe Freunde getroffen. Aber das hielt nicht lange an. Ich übergab mich sehr viel, verlor Gewicht und hatte durch das Kortison Fressattacken. Mein Gesicht war völlig aufgeschwämmt. Ich ging nicht mehr außer Haus.

 

Ich hatte Albträume, worin ich mich in einem Strudel befand, in dem ich mich sehr schnell mitbewegte und am Ende befand sich das LICHT. Das träumte ich sehr oft.

 

Meine Mutter verkaufte ihren Schmuck und besorgte mir einen kleinen Hund. Das war es. Ich hatte wieder Spaß. Die kleine musste Gassi gehen und so kam ich zwangsläufig an die Luft.

Die Chemo schlug super an und ließ mich gesunden. Es ging mir wieder besser. Ich erholte mich zusehends und ging dann 1986, nach sehr langer Zeit wieder arbeiten.

Das war der Anfang einer Odysey.

 

 

Nun frage ich mich, wie kann ein junger Mensch, teiweise sogar Kinder, solche Krankheiten bekommen?

 

 

Ich vermute mal, bei mir war es immer ein seelicher Auslöser.

1981 lernte ich einen jungen Mann kennen, den ich sehr gerne hatte und heiraten wollte. Leider war er handgreiflich und betrog mich. 

Es kam zur Trennung und
somit erfuhr ich das erstmal wie man sich in einem Menschen täuschen kann.

Ich war jung und naiv und träumte wie alle Mädchen,

von der großen und glücklichen Liebe. 

Damals dachte ich,

an mir wäre das Leben vorbeigezogen und alles sei vorbei.

Aber das war ein Irrtum. Es kam teilweise noch schlimmer.